Niggi-Näggi Rallye 2008

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Nach mehreren Jahren Abstinenz wurde durch gewisse Konstellationen meine Teilnahme am Niggi-Näggi wieder möglich. Der Bernie Ecclestone des Rallyes (René Hollinger) der alle Fäden  fest im Griff hat, stellte mit seiner bewährten Crew wieder eine Top-Veranstaltung auf die Beine.

Da ich mich erst nach zähen Verhandlungen zur Teilnahme entschied (der psychische Druck von Berni war enorm) sollte ein Top-Beifahrer ins Team genommen werden, aber das erwies sich als schwierig, denn blöderweise lief am selben Wochenende das Wales-Rallye und so sagten mir neben Daniel Elena auch  einige  andere erfahrene Beifahrer ab. In der Not stellte mir der designierte Sportchef des ACS Basel Marcel Egli einen seiner Mitarbeiter zur Verfügung (man nutzt ja seine Beziehungen), da Stefan Stöckli als Seat-Spezialist privat einen Mazda fährt ist ja bei ihm Hopfen und Malz noch nicht verloren und so entschloss ich mich ihn ans Steuer zu lassen und selbst auf dem heissen Sitz Platz zu nehmen.

Doch der erste Dämpfer folgte sogleich, denn die erforderliche Pneudimension war bei Hakkapeliitta nicht erhältlich, mit 4 hinteren Smartreifen stimmte zwar der Tacho, aber meiner Psyche half das nicht. Drei kurzfristige Sitzungen bei einem Psychiater holten mich aber wieder aus meiner Depression.
Als Team Nr.12 begaben wir uns nach Laufen in die Kiesgrube. Bei starkem Regen wurden wir von Bernie (seine Slavica erledigte trotz Nässe und Kälte die Administration) und Peter Pellmont in Empfang genommen, unterstützt wurden die drei durch den willigen Präsidenten der Ecurie. Aber die nächste Hiobsbotschaft liess nicht lange auf sich warten, ein Steinbock – Tschingg (Detlef Ofner) hatte schon eine Fabelzeit gefahren. Ich entschloss mich zum Totalangriff und schon in der ersten Kehre rutschte ich mit dem Subaru Justy neben dem Tor vorbei, also Motor neu starten, zurücksetzen und fertig fahren. Ein Platz im Mittelfeld war ernüchternd.
Wir nahmen das Bordbuch in Empfang und schlau wie ich war erkannte ich sofort es geht Richtung Passwang und Scheltenpass; meine Sonntagsmorgenausfahrtsstrecke mit der Elise oder dem Renault 5 Turbo.
Ich legte das Bordbuch beiseite und sagte Stefan die Kurven in bester Rallyebeifahrermanier an. Als es dann noch zu schneien begann bewährte sich unser System noch besser, denn Stefi der noch nie über den Schelten gekurvt war, holte brutal schnell unsere Konkurrenten die vor uns gestartet waren ein, aber trotz Allrad und 190PS Leistung konnten wir weder den Saab noch den auf Ketten uns sperrenden Alfa überholen, in meiner frustrierten Situation fasste ich einen Protest ab, den ich am Ziel „Bernie“ unter die Nase reiben wollte.
Durch diesen Frust oder vielleicht durch meine mangelnde Konzentration fuhren wir am Chätschi- Posten vorbei. Nachdem wir in Corban jede Strasse abgefahren sind und nun jeden Bauernhof dort kennen (Corban hat 470 Einwohner, 94% sprechen französisch, hat eine Fläche von 7,87km2 und liegt 525 Meter über Meer) fuhren wir zurück und fanden den Posten, inzwischen waren wir aber 6 Minuten zu spät. Ich versprach Miggeli Kleiber alles Mögliche und Unmögliche, aber sie blieb hart und trug unsere Ankunftszeit korrekt ein.
Wie tief unser Frust sass sieht man daran, dass wir in absoluter Rekordzeit die Schnur verschlangen. Stefi Glaser liess sich da mehr Zeit, er ist ja als Pensionär auch nicht mehr so unter Zeitdruck. Dass Reiner Suhr an diesem Posten vor dem Eindunkeln fertig war grenzt an ein Wunder, denn so langsam wie der zu Essen pflegt hätte das mehrere Stunden dauern müssen. Ich gelobte Besserung und konzentrierte mich daraufhin besser.
Auf der Fahrt zum nächsten Posten nach Saignelégier beschränkte ich mich nur noch auf Ansagen gemäss Bordbuch, genoss aber dennoch den Anblick der Natur, der schneebedeckten Tannen und der Weiten der Jurahöhen: Bei manchen Durchfahrten schwelgte ich auch in Erinnerungen aus alten Zeiten (Übernachtungen in Bellalay, Fonduefeten in Sornetan oder auf dem Moron). Im Restaurant bei Sportchef Stofer und Frau beantworteten wir die Fragen nach bestem Gewissen, mit 22 Punkten ist uns das auch bestens gelungen.
Bei der Schneeabfahrt nach Soubey konnte ich mich nicht immer beherrschen und half meinem Piloten um die Kurven zu kommen indem ich hie und da die Handbremse betätigt habe. In St Ursanne erwarteten uns die Kleiber Brothers und hetzten uns mit den Pneus um die Pylonen ,da ich vor dreißig Jahren mal eine Traktorenbude betrieben habe fiel es mir nicht schwer den grossen Pneu  um die Döggeli zu rollen, warum der um dreißig Jahre jüngere Stefan danach die Zunge im Fussraum unseres Wagens lagerte ist mir ein Rätsel.
Die nächste Etappe führte über die Rallye du Jura-Sonderprüfung "Col de la Croix" Richtung Gourgenay, also wieder Rallye-Ansagen an Stefan. Rechts 2 plus, links 5, langsam baute Stefan Vertrauen auf in meine Ansagen und liess es rauschen, da die Gilberte de Gourgeney auch nicht mehr so frisch ist wie zu Zeiten des Krieges verzichteten wir darauf dort einzukehren und fuhren nicht auf dem kürzesten Weg, aber gemäss Bordbuch nach Ederswiler wo uns Roland Schmid und Ruedi Schmidlin, unterstützt von Alexandra, in Empfang nahmen.
Aus früheren Rallyes weiss ich dass Ruedi hier seine sadistische Ader auslebt, nachdem wir die halben Kopfbedeckungen der diversen Formel 1 Fahrer erkannt hatten, ging’s an den Blindenslalom dort musste mit verdunkelten Scheiben am Auto ein Slalom gefahren werden; diktiert durch den Partner am Funk. Stefan wollte an den Funk, also stieg ich in den Polo. Ich fühlte mich in die neunziger Jahre zurückversetzt als ich noch meinen grasgrünen Polo über die Rennstrecken prügelte. Stefan dirigierte mich souverän durch den Parcours bis kurz vor Schluss seine Stimme so erregt tönte dass ich Angst hatte er würde von einem Orgasmus übermannt, also voll in die Eisen und Retourgang rein schon hörte sich Stefans Stimme wieder ruhiger an, eine kurze Korrektur und wir waren mit der 2. Zeit aller Konkurrenten (hinter Neovater Ryf) im Ziel, dass ich dabei Ruedi noch beinahe über den Fuss gefahren wäre sei noch am Rande erwähnt. Das schweizerisch-finnische Team Goette/Simonen konnte sich anscheinend nicht über die anzusagende Sprache einigen nur so kann ich mir ihre schlechte Zeit an diesem Posten erklären.
Danach ging’s über die Internationale Strasse (ob Bernie die Veranstaltung nächstes Jahr in die Rallye-Europameisterschaft aufnehmen will bleibt noch sein Geheimnis) zurück in die Kiesgrube nach Laufen. Eine neue Superzeit von 1.05 von Dani Mauerhofer spornte uns an es ihm gleich zu tun. Stefan am Steuer, der zuvor  noch nie so etwas gefahren hatte, wurde von mir heiss gemacht in dem ich die Heizung des Subarus auf volle Leistung schaltete. Mit klaren, keiner Wiederrede erlaubenden Ansagen dirigierte ich meinen Piloten um den Kurs. Meine Fehler vom Morgen bauten wir nicht mehr ein und wurden mit der viertbesten Zeit am Nachmittag belohnt.
Der letzte Posten führte uns nach „Aesch bigott“ wo uns der vom Miltärdienst geschwächte Claude Hollinger seines Zeichens Sohn des Niggi-Näggi Zampanos (scheisse Bernie hat doch nur 2 Töchter) in Empfang nahm, unterstützt von Schmidli jun. und  uns durch den Radar hetzte. Statt mit 50Kmh fuhr ich nur 44 meine Langzeitverlobte (wir feiern nächstes Jahr unsere silberne Verlobung)hätte Freude an meinem subtilen Fahrstil  gehabt. Kurz vor dem Start erhielt Stefan noch ein SMS, ich vermute es war von seinem Chef der krank zu Hause war, aber sicher Einfluss auf seinen Mitarbeiter nahm, der den bis dahin führenden Kradolfer, dessen Mitsubishi in der Garage von Marcel Egli vorbereitet wurde sicher an der Spitze halten wollte.
Stefan schien irgendwie geknickt und glänzte nicht mit einer Topleistung (aber es könnte auch ein SMS seiner Freundin gewesen sein das ihn so irritierte), wir werden es wohl nie erfahren. Zum abschließenden Nachtessen mit Preisverteilung trafen wir uns im Restaurant Mühle in Aesch .Viele Anekdoten vom Tag machten die Runde.
Enttäuscht waren die Kinder da im Sog der Globalisierung der St.Nikolaus in Amerika weilte um Trecker einzukaufen, früher holten die Kläuse in Finnland Rentiere. Sie sagten aber ihre Versli dennoch auf und erhielten die Klausensäckli von einem anderen älteren Herrn mit grauen Haaren aber ohne Bart (Pellmont). Nach dem Essen wurde die Preisverteilung von Roland Schmid kurzweilig, gespickt mit Impressionen vom Tag, zelebriert. Platz 1 ging wie erwähnt an Martin Kradolfer, der noch kurzfristig organisiert werden musste, obwohl er schon im Pyjama zuhause auf  der warmen Heizung Platz genommen hatte.
Beifahrer Martin Grob der kurzfristig erst am Morgen für den erkrankten Egli eingesprungen war hat sicher auch seinen Teil dazu beigetragen diesen Sieg sicherzustellen. Die Plätze 2 bis 6  waren nur durch wenige Strafpunkte getrennt. Platz 2 ging an Krieg/Wenger, Platz 3 an Mauerhofer /Ofner, mit Ryf/Meier folgten 2 erfahrene Hasen. Platz 5 ging ans Sauberteam Roth/Nebel. Mit Platz 6 hatten wir nicht mehr gerechnet nach unserem Malheur am Schelten, dass wir ohne meinen Lapsus zuoberst auf dem Podest gelandet wären spornt uns an es nächstes Jahr besser zu tun. Ob ein Mentaltrainer da wohl hilft? Dieser Superanlass den wir dem Team rund um Holli zu verdanken wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

René Gschwind

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